Rimini 2002

Eigentlich war der Italienisch-Kurs in Rimini eine Ausweichlösung. Nach den so guten Erfahrungen letztes Jahr in Lyon sollte es auf jeden Fall wieder ein Sprachkurs der Jumelage sein. Der Französischkurs in Narbonne lag diesmal für mich terminmäßig ungünstig, warum also nicht Italienisch. Immerhin versuche ich seit ein paar Jahren mit Gleichgesinnten in Kursen der Erwachsenenbildung einen Zugang zu dieser Sprache der Musik zu finden. Wie viele Deutsche trage ich auch das Lied der Mignon und die Sehnsucht nach dem Land, wo die Zitronen blüh’n, im Herzen. Auf also nach Rimini im Oktober. Bei allen Gerüchten vom „Goldenen Oktober“ ist das Wetter in unseren Breiten um diese Jahreszeit ja oft eher unfreundlich und schmuddelig, auch eine Woche Wärme also durchaus verlockend.

Wie schon in Lyon fällt die bunte Zusammensetzung der Teilnehmenden auf. Nationalitäten mäßig sind diesmal zwar nur Frankreich und Deutschland vertreten, dafür gibt’s wieder eine sehr breite Alterspalette von unter dreißig bis über sechzig und erstaunlicherweise eine sonst bei Sprachkursen eher unübliche Geschlechterverteilung: in Rimini wollen mehr Männer als Frauen ihre Sprachkompetenz erweitern. Die ist natürlich sehr unterschiedlich - geschlechtsunabhängig. Eine Einstufung erfolgt nach einem Test am ersten Tag. Sieben werden den blutigen Anfängern zugeschlagen, die anderen elf dürfen sich zunächst im überlegenen Gefühl sonnen, zu den Fortgeschrittenen zu zählen. Als maestri serii (mit gelegentlichem Augenzwinkern) vermitteln aber sowohl Nicola bei den Anfängern als auch Andrea bei den Fortgeschrittenen, dass es erheblichen Lernbedarf gibt und dass beiden sehr daran gelegen ist, dass wirklich alle etwas dazu lernen.

Textfeld:  
Ausflug nach San Leo
Auch sonst sind Nicola und Andrea äußerst besorgt um das Wohl der ganzen bunten Truppe. Nicht immer ist es einfach, alle Geschmacksrichtungen und Wünsche unter einen Hut zu bringen, das zeigt sich spätesten bei der abendlichen Musikauswahl. Immerhin einhellig ist das Interesse  an den Führungen durch Rimini und den Ausflügen nach San Leo und San Marino. Die Temperaturen zwingen nicht unbedingt dazu, Abkühlung im Meer zu suchen, aber Sonnenbaden geht. Einige sind darin besonders eifrig, die kleine Französin Sylvie sogar an einem Vormittag unter Verzicht auf einige Unterrichtsstunden - in Paris hat sie dazu schließlich keine Gelegenheit mehr -, was Nicola als ehrgeizigen Lehrer einigermaßen frustriert.

Textfeld:  
Eines der Viergängemenüs
Bei allem Wunsch etwas zu lernen war es eben auch eine Urlaubswoche. Die köstlichen Viergängemenüs mittags und abends trugen das ihre zu diesem Gefühl bei. Die Mahlzeiten boten auch Gelegenheit zur ausgiebigen Kommunikation untereinander. Bei so verschiedenen, interessanten und interessierten Menschen gab es reichlich Gesprächsstoff, allerdings entsprachen die Fähigkeiten, sich in italienisch auszudrücken, nicht immer dem Mitteilungsbedürfnis. So gab’s denn oft eher „lingue miste“, irgendwie wollten sich ja alle verständlich machen. Dabei wurde natürlich viel gelacht, es wurden aber auch Freundschaften geknüpft, die durchaus die Kurswoche überdauern könnten. Das Ende der Woche kam viel zu rasch, der Abschied machte manche traurig. Aber ob Post oder Telekommunikation, die Möglichkeiten, in Verbindung zu bleiben sind zahlreich und außerdem gibt es ja die Aussicht auf das eine oder andere Wiedersehen, sei es bei einem weiteren Sprachkurs oder einer der sonstigen Veranstaltungen der Jumelage.

Rosemarie Gunder